Zitat von Orangefeeling

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Ich fand den gestrigen Abend, im Gegensatz zu der hier vorherrschenden Meinung, gar nicht so schlecht. Zumindest VS und HG hätte ich gerne probiert, wenn auch der doppelte Spargel nicht sehr einfallsreich ist und die Portionen nicht jeden satt gemacht hätten. Wir haben bei 'normalen' Dinnerwochen schon deutlich schlechtere Köche erlebt, die aber hier besser weggekommen sind.
Das Wehklagen über das Kichererbsenschnitzel kann ich auch nicht ganz nachvollziehen, jeder viele haben doch schon Falafel gegessen, die häufig auch von Allesessern gerne verspeist werden.
Das Drumhrum allerdings nervt, vorneweg Attila mit seinen in Dauerrotation gezeigten Weisheiten, ebenso die Rechtfertigungen der TN (das wird von Fleischessern ja auch nicht verlangt) und die Montags-GG mit ihrer sehr eigenen Hundeliebe, die sich in täglich vorgeführten 'Hunde sitzen im Lokal auf Bänken' und 'Hunde trinken im Lokal aus Gläsern/Tassen etc.' manifestiert.

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Den Mittwoch der absolut tierproduktfreien pD-Woche bestreitet die Älteste der Runde - Verena, mit 35 Mutter von 3 Kindern und Neu-Veganerin. Zum Veganismus kam sie angeblich durch Zufall: Sie hatte sich von ihrer Family ein Kochbuch für eine gluten- und nochirgendwasfreie Ernährung gewünscht und auch bekommen. Als sie dann feststellte, dass es ein Kochbuch für Veganer war, hätte sie - wie sich das gehört - erst ein wenig rumgetobt, dann aber doch das eine oder andere Rezept ausprobiert und für gut befunden. Daraufhin hätte sie sich näher mit dem Thema beschäftigt und sei so zur Veganerin geworden.

Verena bewohnt mit ihrer Familie ein schickes Reiheneigenheim an der Berliner Peripherie. Begrüßt wird man von der Miniaturausgabe von Darth Vader, hinter dessen Maske sich ihr Jüngster verbirgt. Der erklärt auf Nachfragen freimütig, dass er gerne Schnitzel äße (richtige!) und Verena bestätigt, dass sie ihre Kinder nicht vegan ernähre. Das gilt auch für die 2 umherstreichenden Katzen, von denen eine nur einen verkrüppelten Schwanz hat.

Die fabelhafte Natti hat zum Interview im Café wieder ihre beiden Hunde mitgebracht, die beide mit auf der Bank sitzen. Natürlich haben die ständig ihre Rüben überall dazwischen und schlabbern in unbeobachteten Momenten von ihrem Kakao. Muss das sein?

Für ihr Menü unter dem Motto "Berliner Weiße mit Schuss" kauft sie in einem veganen Supermarkt ein - das spart das lästige Studium von Etiketten. Außerhalb von Metropolen kann man als Veganer von solch einer Möglichkeit natürlich nur träumen. Wobei das ganze Bio-Obst und Gemüse auch im normalen (Bio-)Supermarkt zu erstehen ist - erst bei den ganzen Ersatz-Pasten und sonstigem Gedöns zeigt sich der Unterschied.

Ihr Dinner ist wieder ein "Nachbau" von fleischhaltigen Klassikern wie "Spargel mit Sc. Hollandaise und Schnitzel". Dabei gibt es doch sicher zumindest vegetarische Klassiker, die sich leichter auf vegan trimmen lassen... Aber die Diskussion kann man ja nicht gewinnen - die meisten wollen eben nach Möglichkeit die gleichen Gerichte essen wie früher. Daher boomt ja auch der Handel mit "Ersatzprodukten" von Tofu-Bratwurst über veganer Leberwurst bis zur Reis-Sahne.

Als Schnibbelhilfe erscheint ihre riesenhafte Frisch-Freundin, die sie über die von ihr (mit-)begründete Facebook-Gruppe "Spreeganer" kennengelernt hat. Man stelle sich vor: Ohne ihre vom Zufall bestimmte Wandlung zur Veganerin und der Gründung der FB-Gruppe hätten die beiden sich nie kennengelernt...!!!

Mit ihren eigenen mitgebrachten Messern rückt die Vegankumpanin nun dem Grünzeug zu Leibe. Verena ist im Umgang mit scharfen Schneidwerkzeugen nicht sehr geschickt und nutzt lieber ihre eigenen, sonst ist da auf einmal ein Finger im Essen und dann wäre es ja nicht mehr vegan... Immer wieder gestellte Frage: Ist menschliches Sperma vegan? Da streiten die Gelehrten. Falls nein: Vorsicht beim Oralsex!

Der grüne Spargel wird kurz blanchiert und dann mit Knoblauch und Öl in Alufolie eingepackt. Später wird er tatsächlich auf dem Holzkohlen-Grill fertiggegart - ob sich das lohnt?. Die Süßkartoffel-Mandel-Mousse sieht gar nicht schlecht aus. Das Himbeer-Sößchen macht's interessant. Der Trüffel bringt dann fast den Turn in Richtung Feinkost.

Die Berliner-Beeren-Bowle wird alkoholfrei eingebraut, was Katrin sogar zu einem kleinen Jubler verleitet. Mag die Gute doch den "Alkoholgeschmack" nicht. Nikolai "Mir hat es gut geschmeckt" ist ja diesbezüglich auch Total-Entsager. Teilzeit-Barkeeper Holgi bekommt hingegen einen eigens besorgten Whisky angeboten, den er dann zum Nachtisch schlürft.

Für die Hauptspeise muss dann aus Kichererbsenpüree ein Schnitzel nachgebaut werden. Für die Sc. Hollandaise kommen Ei und Butter nicht in Frage, aber der Nachbau gelingt wohl erstaunlich gut. Der Spargel - diesmal ganz in Weiß - darf hingegen erneut sein, was er ist.

Die zwei Mousse zum Dessert sind natürlich auch wieder mit diversen Pasten zusammengerührt - Details habe ich vergessen. Dazu gibt es Erdbeeren und der Fleischhaltigkeit unverdächtiges Minzpesto. Man ist schwer begeistert.

Am Ende hauen die jungen Fitten satte 37 Punkte raus - offenbar war das schon vegane Haute Cuisine. Mit den Originalen wäre man in einer normalen Dinner-Woche sicher nicht so weit gekommen. Immerhin sah alles gut aus und die Trüffel gar ein kleines kulinarisches Hailait.

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